Das römische Aquädukt von Mytilene ist ein wichtiges technisches Projekt, das in der Kaiserzeit gebaut wurde, um den umfangreichen Wasserbedarf der Einwohner der Stadt Mytilene in der römischen Periode zu decken. Über eine Gesamtlänge von etwa 33 km leitete es reichlich Wasser von den Quellen des Berges Olymp in Agiassos (Gebiet von Agios Dimitrios und Megali Limni) zur Ostseite der Insel, wo sich die Stadt Mytilene befand.
Die technische Meisterleistung des Projekts liegt in der Glättung der geomorphologischen Inhomogenitäten und Höhenunterschiede des Geländes, auf die das Aquädukt während seines Verlaufs stieß, was der Architekt auf verschiedene Weise zu erreichen wusste: Durch den Bau von gewölbten Leitungen (unterirdisch oder oberirdisch), aber auch von Reservoirs und Wasserbrücken (ein-, zwei-, vier- oder mehrbogig), die in den Felsen gebaut oder gemeißelt wurden und durch die notwendige, schrittweise Steigerung des hydraulischen Gefälles einen kontinuierlichen Wasserdurchfluss gewährleisten.
Die beeindruckendste der neun Wasserbrücken des Aquädukts ist zweifellos die monumentale, mehrstöckige, marmorne Wasserbrücke von Moria, die gebaut wurde, um die Unebenheiten und Höhenunterschiede des Geländes zwischen den Hängen und dem Tal, 500 m südlich der gleichnamigen Siedlung, in dem sie errichtet wurde, zu überbrücken.
Mit einer maximalen Gesamtlänge von 170 m und einer Höhe von 24,46 m besteht sie aus 16 Pfeilern mit rechteckigem Grundriss, die nach dem pseudoisodomen System konstruiert sind, zwischen denen 17 bogenförmige Öffnungen in drei aufeinanderfolgenden Reihen in Form einer dreistufigen Arkade angeordnet sind. Am besten erhalten sind die zentralen Durchgänge, während von den äußeren Durchgängen nur die unteren Schichten erhalten sind. Die Pfeiler sind mit Kapitellen mit abgeschrägtem Kymation und Abakus versehen, während die Steinfronten mit einer verzierten Außenschicht (gr.: Periténion) geschmückt sind; Elemente, die die klassizistische Stimmung betonen, die das gesamte Werk durchdringt.
Das römische Aquädukt von Mytilene stammt aus der zweiten Hälfte des 2. Jh. n. Chr. und weist Ähnlichkeiten mit anderen Aquädukten dieser Zeit auf, wie z.B. dem des antiken Side und Antiochia in Pisidien. Die mehrbogige, marmorne Wasserbrücke von Moria, eine der schönsten der antiken Welt, verkörpert den monumentalen architektonischen Ausdruck dieses großen utilitaristischen Projekts der römischen Zeit.