Der nördliche antike Hafen von Mytilene, der heute unter dem Namen „Epano Skala“ bekannt ist, befindet sich unter den Mauern der genuesischen Festung der Stadt, im Nordwesten, neben dem antiken Markt. Aus schriftlichen Quellen geht hervor, dass Mytilene in der Antike die Form einer kleinen Insel hatte, die durch den Euripos, einem natürlichen Wasserweg, der die beiden Häfen verband, vom Festland getrennt war. Der nördliche Hafen wird von den antiken Schriftstellern als „groß und tief“ beschrieben, und als „Maloentas“ bezeichnet – nach dem Beinamen „Maloeis“, mit dem Apollo in seinem benachbarten Heiligtum verehrt wurde – und wurde viele Jahrhunderte lang kommerziell genutzt. Der südliche Hafen war kleiner und diente als Werft für die Marine.
Der nördliche Hafen wurde in der archaischen Zeit erbaut und in der klassischen Periode erweitert, wobei seine wichtigste Bauphase, die heute noch erhalten ist, aus der zweiten Hälfte des 4. Jh. v. Chr. stammt. Das große Hafenbecken wird von zwei starken Wellenbrechern begrenzt, die, ebenso wie die Stadtmauern, nach dem sogenannten Emplekton-System erbaut wurden. Der große östliche Wellenbrecher ist 350 m lang und 7,50 m breit, während der kleinere westliche Wellenbrecher 75 m lang und 8,5 m breit ist. Die nördliche Küstenschutzmauer der Stadt erstreckte sich über die Wellenbrecher, während ihre Innenseite als Kai für das Anlegen von Schiffen konzipiert war. Zwischen 1999 und 2000 wurden bei Ausgrabungsarbeiten im Küstenbereich des Hafens ein Teil des monumentalen westlichen Eingangs des Euripos (Meerenge), ein Teil des Kais sowie ein Querpier freigelegt.
Im Laufe der Jahre kam es zu einem allmählichen Verfall des nördlichen Hafens und zur Auffüllung des Hafenbeckens sowie des Euripos (Meeresenge). In der Ära der Gattilusio war der Nordhafen als „Hafen des Heiligen Georgios“ bekannt. Aus den schriftlichen Quellen dieser Zeit sowie aus späteren Darstellungen des Hafens auf Stichen aus dem 18. Jahrhundert wissen wir, dass sich am Ende des großen östlichen Wellenbrechers der so genannte „Turm von Larada“ befand, der 1462 von den Osmanen bei der Eroberung der Insel zerstört und später durch einen Leuchtturm ersetzt wurde. Die archäologische Ausgrabungsstätte des nördlichen Hafens von Mytilene ist heute dauerhaft für die Öffentlichkeit zugänglich.