In der Antike war das sogenannte „panlesbische“ Heiligtum von Messon eines der wichtigsten Heiligtümer der Lesbier mit landesweiter Bedeutung. Heutzutage ist es eine der bemerkenswertesten archäologischen Stätten der Insel. Es befindet sich in der Gegend von Messon, (oder „Messou“, nach der äolischen Form des Wortes), im Zentrum (gr.: „Méson“) von Lesbos, woher die Gegend und das Heiligtum ihren Namen haben. Es liegt 1,5 km von der Bucht des Golfs von Kalloni, und 35 km von Mytilene entfernt. In der Antike gehörte es zum Gebiet der antiken Stadt Pyrrha.
Das Heiligtum von Messon war bereits in mykenischer Zeit ein Zentrum der Verehrung der Lesbier, und bis zum 2. Jahrhundert n. Chr. war es der offizielle Sitz des Koinon der Lesbier. Hinweise auf das Heiligtum finden sich sowohl bei Sappho (Fragment 17) als auch bei Alkaios (Fragment 129.2-9), der es als großen, von weitem sichtbaren, gemeinsamen Tempel für alle Lesbier beschreibt. Das Heiligtum war den unsterblichen Makares, Zeus, Hera und Dionysos, d.h. der so genannten lesbischen Trias, geweiht.
Die Anbetung erfolgte zunächst unter freiem Himmel und an einem Altar, während in archaischer Zeit der erste Tempel gebaut wurde, von dem ein kleiner Teil des Fundaments erhalten ist. In der spätklassischen Periode wurde ein neuer ionischer amphidistyler Doppelantentempel, ein achtsäuliger Pseudodipteros mit 8 x 14 Säulen, wieder aufgebaut. Der Architekt des Tempels ist uns leider nicht bekannt. Man nimmt an, dass er ein Zeitgenosse von Pytheos aus Priene war, der Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. tätig war.
Im 3. Jahrhundert n. Chr. wurde der Tempel durch ein Erdbeben zerstört, während seine architektonischen Teile später zerbrochen und verstreut wurden. Im 5. oder 6. Jh. n. Chr. wurde an der Stelle des Tempels eine dreischiffige Friedhofsbasilika errichtet, die später zerstört wurde. In der nachbyzantinischen Zeit wurde innerhalb der Basilika eine dem Erzengel Michael geweihte Einraumkirche errichtet.
Die erste Erwähnung des Tempels von Messon stammt aus dem Jahr 1856 von dem französischen Reisenden Boutan, während die ersten Ausgrabungen zwischen 1885 und 1886 von dem deutschen Archäologen Koldewey durchgeführt wurden. Neuere Ausgrabungen am Heiligtum wurden in den sechziger, achtziger und neunziger Jahren und insbesondere zwischen 2002 und 2004 von der K‘ Ephorie für Prähistorische und Klassische Altertümer durchgeführt, die das Programm zur Gestaltung und Aufwertung der archäologischen Stätte vervollständigte.