Das Carsi Hamam (tr.: Çarşi Hamam), auch bekannt als “Bad des Marktplatzes“ oder als “Zentrales Bad“, befindet sich im Gebiet Epano Skala in Mytilene, im Zentrum des ehemaligen osmanischen Marktes im Stadtteil Aziziye. Es war Teil eines Komplexes, zu dem auch andere Gebäude wie die Yeni-Moschee, die islamische Lehreinrichtung (Medrese) und das Haus des Muftis gehörten, und wurde wahrscheinlich vom örtlichen Herrscher (Nazir) Kulaksızzade Mustafa Ağa um 1826 erbaut, zur gleichen Zeit, als auch die angrenzende Yeni-Moschee errichtet wurde. In der osmanischen Zeit waren die Bäder ein Ort, an dem Fremde in der Stadt willkommen geheißen wurden, und gehörten zum allgemeinen religiösen und sozialen Kontext des Islam.
Das Carsi Hamam ist das größte Hamam der Insel und gehört zur Kategorie der sogenannten “linear angeordneter Bäder“, dessen Räume in einer Linie entlang seiner Achse angeordnet sind, mit einem stufenweisen Übergang von den kalten zu den lauwarmen und zu den warmen Bereichen. Es handelt sich um einen monumentalen Kuppelbau mit rechteckigem Grundriss, der 18,92 x 14 m beträgt und eine maximale Höhe von 11,40 m aufweist. Der Eingang befindet sich im Osten, von wo aus man in den ersten quadratischen Saal des kalten Baderaums gelangt, den Hauptempfangs- und Wartebereich des Bades, der mit einem achteckigen Brunnen in der Mitte geschmückt ist, während es auch Umkleideräume und eine hölzerne Empore für die übrigen Badegäste gab. Daran schließt sich der rechteckige Saal des lauwarmen Baderaums an, der im Osten mit zwei kleinen quadratischen Nebenräumen, dem Abort und dem Barbierraum, verbunden ist. Dann folgt der dreiteilige rechteckige Saal des warmen Baderaums, gegenüber dessen Eingang sich eine dekorative halbkreisförmige, Mihrab-ähnliche Nische befindet, die mit reliefierten Stalaktiten verziert ist. Auf beiden Seiten dieses Raums führen Türen nach Süden zu zwei kleineren quadratischen Wärmeräumen (tr.: Halvet), die für den privaten Gebrauch bestimmt waren. Am südlichen Ende befanden sich das Becken und die Brennkammer, die ein einfaches Pultdach hatten. Das Bad war mit Kuppel- und Tonnengewölben versehen, die mit Oberlichtern ausgestattet waren.
Im Laufe der Jahre kümmerte sich der Archäologische Dienst um die Instandhaltung, Restaurierung und Freigabe des Denkmals an die Öffentlichkeit. Heutzutage befindet es sich in hervorragendem Zustand und beherbergt ausgewählte musikalische und kulturelle Veranstaltungen wie Buchpräsentationen, Malerei- und Fotoausstellungen usw.